Chorbuch 31: 14 Messen (Ordinaria)

Typ:
Handschrift (Band mit mehreren Werken)
Erscheinungsdatum:
1485-1500
Umfang:
221 Bl., loses Blatt mit Kanonauflösungen, liegt unter dem vorderen Deckel
Bestand:
Handschriften
Signatur:
Chorbuch 31
besitzende Institution:
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek
Literatur:
-- Karl Erich Roediger, Die geistlichen Musikhandschriften der Universitätsbibliothek Jena, Bd. 1 (Textband), Jena 1935, S. 52-53
-- J. Heidrich, Die deutschen Chorbücher aus der Hofkapelle Friedrich des Weisen (Sammlung Musikwissenschaftlicher Abhandlungen, 84), Baden-Baden 1993, S. 27ff.
-- Kathryn Ann P. Duffy, The books of Ordinaries, in: (Dies.), The Jena Choirbooks: Music and Liturgy at the Castle Church in Wittenberg under Frederick the Wise, Elector of Saxony. Vol. 1 & 2, Chicago 1995
-- J. Heidrich, "Jena: Musikhandschriften", in: Musik in Geschichte und Gegenwart: Sachteil, Kassel 1996, 4. Aufl., Sp. 1451-1455, hier: Sp. 1453-1454
Untergeordnete Objekte:
Anmerkung:
Die aus dem Quellenbefund so zu lokalisierende Provenienz der Chorbücher 30-33 (mit Weimar A) wird gestützt durch die innere Repertoirebeschaffenheit, denn die in diesen Codices bewahrte Musik spiegelt in deutlicher Weise die Nähe der maximilianischen Hofkapelle wider. Besonders das gehäufte Auftreten von Sätzen des in maximilianischen Diensten stehenden H. Isaac in den sonst weitgehend anonymen Proprien überlieferten Handschriften weist auf die Rezeption dieser Musik während des süddeutschen Aufenthaltes des Kurfürsten; eine bisher angenommene Reise nach Sachsen lässt sich dagegen nach neuerer Prüfung der Quellenlage nicht länger belegen.
Das Erscheinungsbild der süddeutschen Chorbücher ist schmuckloser als das der Alamire-Handschriften, und der Gebrauchscharakter dieser Quellen wird schon durch das hier überlieferte lokal geprägte Repertoire deutlich. Die liturgische Disposition namentlich der Propriumszyklen gestattet vielfach einen wichtigen Einblick in die mehrstimmig-liturgische Praxis am kursächsischen Hof, so dass in diesen Handschriften unschätzbare Dokumente der mitteldeutsch-höfischen vorreformatorisch-geistlichen Musikausübung wie auch sprechende Zeugnisse für die internationale Reichweite der Musikrezeption erhalten sind.

Sonstiges: wurmstichig, gut Lesbarkeit; keine Beschädigungen • keine Illuminierungen, Initialen einfach, selten mit roter Tinte verziert: fol. 6r, 11v, 109r, 125v, 127v, 144v • Durchnummerierung der Messen von jüngerer Hand • inliegendes, einzelndes Blatt, auf dem die Kanonanweisung fol. 133r aufgelöst wird • bei einer Musikhandschrift, die, wie Chorbuch 31, großdimensionierte Repertoirestücke (Messen) zum Inhalt hat, kommt, neben dem Verfahren der sukzessiven Eintragung in den - der äußeren Gestalt nach - fertigen Codex, vor allem die faszikelweise Zusammenstellung des Manuskripts in Betracht. Im Chorbuch 31 kann sehr deutlich die Zusammensetzung der Quelle aus mehreren Faszikeln gezeigt werden, die, bis zur endgültigen Zusammenstellung des Chorbuches, zunächst getrennt und unabhängig voneinander aufbewahrt wurden • Das Erscheinungsbild der süddeutschen Chorbücher ist schmuckloser als das der Alamire-Handschriften, und der Gebrauchscharakter dieser Quellen wird schon durch das hier überlieferte lokal geprägte Repertoire deutlich. Die liturgische Disposition namentlich der Propriumszyklen gestattet vielfach einen wichtigen Einblick in die mehrstimmig-liturgische Praxis am kursächsischen Hof, so dass in diesen Handschriften unschätzbare Dokumente der mitteldeutsch-höfischen vorreformatorisch-geistlichen Musikausübung wie auch sprechende Zeugnisse für die internationale Reichweite der Musikrezeption erhalten sind.
Chorbücher 31 und 32 liegt - bezogen auf deren Entstehungszeit - ein ganz aktuelles Repertoire vor. Es sind dort jene Werke vertreten, die nicht nur von Komponisten geschaffen wurden, für die ein Aufenthalt in Italien charakteristisch ist, sondern als besonders individuell für die Jenaer Chorbücher muss gelten, dass die dort vertretenen Komponisten mit Mehrheit auch in Italien entstanden sind. So sind Alexander Agricola (1474), Josquin (1480/81) und Jacob Obrecht (1487) in Ferrara belegt; auch Heinrich Isaac ist bereits 1485 in Florentiner Akten nachweisbar. 1487 sind Josquin, Gaspar Weerbeke, Johannes Martini und Mabrianus de Orto in Diensten der päpstlichen Kapelle nachgewiesen. Es treten im Kern dieselben Musiker in Erscheinung, die auch im Repertoire der Chorbücher 31/32 repräsentiert sind. In ihnen findet sich somit ein spezifisch italienisches Repertoire, wie es sich mehrheitlich in den letzten zwei Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts in den Zentren italienischer Musikpflege ausgebildet hat.